Berliner Schreibhain im Oktober, Thema: Recherche und Biografie, zunächst interessante Geschichten meiner Liebsten und aus dem Umfeld sammeln. Gibt’s da was? Erst fällt mir nichts ein, dann sprudelt es heraus. Jeder hat eine (interessante) Geschichte erlebt oder zu erzählen. Dann Stichworte, die uns gerade bewegen, jeweils eines von den anderen herauspicken und eine Anekdote von sich selbst dazu schreiben. Nach dem ersten Stichwort (Dänemark von Friederike) bin ich wieder bei irgendwelchen Gedanken gelandet – biografisch ist es trotzdem. Lest selbst:
Dänemark
Ein Ziel so günstig und doch so teuer. So teuer, dass meine Eltern das Auto solange mit Wasserkisten beluden, bis es in die Knie ging. Um 4 Uhr nachts ging es los, die Fahrt nur Stress und mein Vater froh, wenn auf der der dreiköpfigen Rückbank einmal Ruhe herrschte und wir gegen Mittag unser Haus beziehen konnten.
Die Fahrräder hatten wir dabei, ich erinnere mich, wie ich mit meiner älteren Schwester, die eigentlich jünger ist, ums Haus gefahren bin, während meine jüngere am Fenster stand und zugeschaut hat. Einmal haben wir einen freundlichen Nachbarn kennengelernt. Er war wohl Däne und hat uns Packungen mit Süßigkeiten geschenkt. So ungefähr war Dänemark mit seinen Dünen, seinen Stränden und dem Wind. Aber es gab auch noch Holland, Texel und Helgoland.
Qualität
Qualität ist das A und O. Kennt ihr Zen oder die Kunst ein Motorrad zu reparieren? Vor zwei Wpchen bin ich das erste Mal auf einem Motorrad mitgefahren, aber das nur am Rande. Es geht um das Buch von Robert Pires. Nein, Pires war der französische Fußballspieler von Arsenal London mit viel Qualität im Fuß. Pirsing – Robert M. Pirsing. Da beginnt Qualität, sich einen Namen zu merken, und ich hoffe doch sehr, dass er nun stimmt, denn Qualität ist (mir) wichtig. Dies ist allerdings nur Korrektheit als Qualität, vielmehr meine ich die Qualität, bei der man Wege geht, Wege bis zum Ende geht, Umwege in Kauf nimmt. Davon erzählt Pirsing, und von der Qualität den ersten Schritt zu gehen, wenn das Ziel auch so groß zu sein scheint, dass man gar nicht weiß, womit man beginnen soll. Qualität ist auch Gegenwart, ist Anfangen und Ankommen, Qualität ist das (Er)Leben.
Leukemie
Eigentlich geht es mir gut, wenn vielleicht das Wort eigentlich nicht wäre, würde ich sogar sagen: Es geht mir gut. Doch irgendwas ist immer, und so bin ich doch wieder öfter beim Arzt als mir lieb ist. Der Kopf. Der macht mich krank oder ist es oder ist krank geworden. Jedenfalls soweit, dass jede Kopfbewegung einen stechenden Schmerz verursacht hat – nichts mehr mit Sport, Inline-Hockey aufgehört. Vielleicht war es nur der Druck. Im Tor, jetzt auf der Arbeit. Stirnhöhlenentzündung, Milben-Allergie, tausend Namen, und dabei geht es mir oft gut. Vielleicht fehlt mir die Ruhe, und solange renne ich weiter zum Arzt, und bin mir sicher, dass er eines Tages etwas finden wird, hoffe gar darauf und sollte dankbar sein, wenn er es nicht tatsächlich tut.
Ja
Schon wieder bin ich bei einem Buch, und bei einem Lied. In dem Buch geht es darum, bei jeder Gelegenheit Ja zu sagen, in dem Lied heißt es “ich kann meine Neine nicht mehr zählen”, in einem anderen “Hallo, worum geht`s? Ich bin dagegen. Gegen alles, gegen jeden.” “Ja Ja Ja” geht das erste weiter “mit offenen Herzen” oder so ähnlich. Tja, jetzt habe ich den Faden verloren. Wer immer nein sagt, wird selbst zum Nein. In einer berechtigten Protestbewegung sicher gut, für den Alltag weniger zu empfehlen. Fragt mich, ich hab’s ausprobiert.
Ein größeres Recherche-Projekt steht mir nach diesem Schreibwochenende auch noch bevor… nur soviel: Es wird ein Drehbuch. Irgedwann in fünf oder zehn Jahren… das war die zweite Geschichte aus Berlin, und die gibts hier noch nicht zu lesen (von Kunbibert handelt sie übrigens nicht).
Celina meint
…während meine jüngere am Fenster stand und zugeschaut hat… Das war irgendwie gemein, aber ich war wohl noch zu klein 😀
Mirjana meint
Aber ich glaube das war auch der Urlaub in dem ein ganzen Video davon gedreht wurde wie du Purzelbäume im Garten schlägst und das ganz wunderbar, oder? Ich glaube auch, dass du da noch zu klein warst, wenn ich die richtigen Erinnerungen vor Auge habe. Aber das sind wieder sehr schöne Texte. Hat Spaß gemacht zu lesen!
janmikael meint
ich fürchte, ich kann mich nur wegen des Videos überhaupt “erinnern”