aus: (Zw)ei(n)sam
Ein märchenhaftes Palindrom vom Verstehen und Vergeben
Der junge Mann stolperte geradewegs den Gang entlang und passierte einige leere Zellen. Er war wohl alleine hier unten, stellte er fest, als er schon im nächsten Moment an einem bewohnten Verlies vorbeikam. Darin saß ein Mann in alte Lumpen gehüllt an einem Tisch und hielt einen Krug in der Hand.
„Hallo du“, rief der junge Mann und er freute sich, endlich mal wieder einen Menschen zu sehen. „Prost!“, war die Antwort aus der Zelle. „Was machst du hier?“, wollte der junge Mann wissen. „Prost!“, rief der Trinker und schaute ihn traurig an. „Bist du auch hier eingesperrt worden?“ „Prost!“, war wieder die Antwort. „Du kannst hier einfach rausgehen“, rief der junge Mann. Er öffnete die Tür zum Verlies. „Prost!“, rief wieder der Trinker und führte sich den Krug zum Mund. Der Junge setzte sich zu ihm. „Prost!“
„Willst du nicht mit mir kommen?“, fragte der junge Mann. „Zusammen kommen wir vielleicht hier raus.“ „Prost!“, rief der Trinker und schob seinen Krug über den Tisch. Der junge Mann nahm einen Schluck. Es war Bier, überflüssig zu erwähnen, denn Männer mittleren Alters mit lumpigen Klamotten und einem Krug in der Hand trinken meistens Bier. Auch dem jungen Mann schmeckte es, denn er selbst hatte manch geselligen Abend damit verbracht und diese Abende genossen. Er nahm noch einen Schluck und schob den Krug zurück.
„Prost!“, rief der Trinker und stürzte den Rest des Inhalts hinunter. Wie von Zauberhand war der Krug sofort wieder gefüllt. „Prost!“, sagte der Trinker und schob den Krug wieder über den Tisch. Der junge Mann nahm noch einen Schluck, denn er selbst hatte manch geselligen Abend damit verbracht und diese Abende genossen. Doch viel zu oft auch hatte er über die Stränge geschlagen und das am nächsten Tag bereut.
„Ich will zur Sonne!“, sagte er dann, denn er wollte nicht wieder auf der Pritsche aufwachen, und schob den Krug zurück über den Tisch. „Komm mit mir. Die Tür steht offen.“ „Prost!“, erwiderte der Trinker und stürzte das Bier hinunter. Der junge Mann erhob sich und ging zur Tür. Der Trinker blieb sitzen. „Prost!“, grüßte er und leerte den Krug.
Celina meint
Und dabei kann es doch so schön sein, “auszubrechen”..!
janmikael meint
ja, es geht ja noch weiter…